Sprachver(w)irrungen
- Lady Aislinn
- 20. März
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Apr.
Österreichisch (genauer Tirolerisch) contra Süddeutsch

Man lernt so allerhand, wenn man täglich telefoniert - mit einem Nicht-Österreicher, aber noch nicht ganz Piefke, und überhaupt, wenn man sich schließlich Aug in Aug gegenüber steht und schließlich doch den Mund aufbringt....
Alla: Er: "Ich hole heute die Brötchen, Mädle, gell? Ich vergesse auch die Tüte nicht, aber dann tu ich für dich schaffen (z.B. Boden fegen, österr.: kehren), und ich werkle noch ein bissle, bevor ich hoch gehe!" (er meint sicherlich: hinauf und nicht aus Zorn, und zwar in sein Zimmer, und nicht auf'n Berg) Ich: "Also ich bin heute schon geschafft, aber wenn du Semmeln willst, dann geh amol obi." (zum Lebensmittelmarkt, nicht zum Baumarkt).
Er: Alles klar, ich bin schon auf'm Sprung. Und eine Seele kauf ich auch. Ich: Wie bitte? Er: Ein Baguette halt. Ich: Ok. Er: Ok. (das nennt man globale Verständigung)
Ausflug ins Tiroler Sprachseminar: Ich: "Heb amol"= "halten" auf gut Deutsch. Der (etwas betagte) Besuch aus Wien guckte (schaute) recht verwirrt, als ich ihm eine Tasse (ein Heferl) anbot mit der Bemerkung: "Heb amol", weil ich grad die Hände voll hatte; er hob gehorsam die Tasse, obwohl er nicht recht wusste, wie ihm geschah; wieso sollte er eine Tasse heben? Ich verdrehte kurz die Augen und sagte: "Na, dann halt sie eben nur."
Tüten und Sackerln: Wir (West)-Österreicher packen unser Zeugs in Sackerln, Papier oder Plastik (ist net so gut), Tüten setzen wir uns höchstens im Fasching auf den Kopf...oder wenn Jake Harper einen zweiten Partyhut benötigt.
Einmal Schorle bitte? Ah, ja, so etwas gibt's im bayerischen Getränkemarkt. Gspritzte haben wir allerdings schon im Supermarkt.
Ich trinke Kaffeeeeee. Er Kaffffe. Mittlerweile hat er sich vertirolerischt. Mit Striezel. Keine Stollen.
Er guckt blöde, ich schaue bloß verdattert. Vielleicht ist er aufn Abbl gfalle.
Tut er schon wieder schwätzen oder gar babbeln? Manchmal war mir das Gerede etwas unheimlich, weil es mich an das westlichste Bundesland Österreichs und eine verunglückte Beziehung erinnert.
Aber nein, er krustelt schon wieder, aber das kenne ich, ich krame auch gern rum.
"Alla...Mädle, Mädle..Bist du die Treppen runter gesprungen?" Ich: "Nö, nur schnell die Stufen runter, weil es hat ja geklingelt." (oder auch geschellt).
Dafür ist er den ganzen Nachmittag durch die Stadt gelaufen; na, ganz schön tapfer! Ich schaffe das nur mit Gehen, höchstens.
Spätzle sagen sie aber bei uns auch, besonders im westlichsten Bundesland, Käs-Spätzle vor allem, vor denen mir gruselt (=graust; man möge mir verzeihen, aber irgendwie hab ich es nicht so mit diesem Ländle). "Spätzle" kann aber durchaus auch liebevoll gemeint sein, quasi ein verniedlichter Spatz.
Conclusio: Tirol trifft Bayern. Und wie es so ist, hat Tirol ein bisschen was gelernt, und der Bayer sagt mittlerweise auffi und obi...