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Gitarren-Unterricht

Aktualisiert: 11. Apr.


Irgendwann in meiner Jungmädchen-Zeit bildete ich mir ein, ein Instrument spielen zu wollen/können, am liebsten eine coole Gitarre,


(ein Klavier wäre meinen Eltern zu sperrig gewesen) worauf meinem Wunsch ziemlich fix Folge geleistet wurde ("Mein Kind ist ja soo musikalisch"), und von da an ein schönes hellbraunes Exemplar oben auf dem Wohnzimmer-Schrank campierte. Die Gefahr, dass ich berühmt-berüchtigtes Mitglied einer Siebziger-Jahre Band mit Schlaghosen und Hippie-Frisur wurde, bestand jedoch meiner schalen Erinnerung nach nie. Ich zitterte schon genug bei Vorführungen der Musikschule, mit hoffnungsfrohen Eltern im Publikum.

Natürlich spielte sich so ein Instrument nicht alleine, weswegen ich eben in der Haller Musikschule angemeldet wurde (damals noch Solbad Hall), was mir nicht so sonderlich gefiel, denn ich war nicht sehr eifrig im Üben und allgemeinen Fortschritt. (Anm: Damals reiste man noch mit einer klapprigen alten Straßenbahn, der Raffl, oder Vierer genannt, von einem Ort zum anderen; zuerst ging es zu Fuß bergab in die Talsohle, mit Muttchen an der Seite. In der Raffl konnte man noch am kleinen Außenplateau verweilen und sich den Wind um die Ohren wehen lassen, die Gitarre sorgfältig in einer pelzgefütterten Tasche verwahrt. Neben der Strecke standen niedliche kleine Holz-Wartehäuschen, und drinnen saß man auch recht hart :) Die Raffl hielt praktischerweise direkt vor der Musikschule. Heute fährt ein Bus, der Vierer, diese Strecke.)

Wie gesagt, beim Üben war ich etwas nachlässig, ich bildete mir ein, sofort Flamenco spielen zu können, anstatt AAA HHH CCC (?) vom Notenblatt zu entziffern und Anfänger-Akkorde zu zupfen, (und den Daumen bitte bloß nicht lässig oben einhängen, sondern adrett hinter dem Hals ebendieser verstecken, wurde mir eingebläut. Und die Gitarre bitte auf den LINKEN Oberschenkel, nicht auf den rechten, dafür sorgte schon ein kleines Schemelchen, alles nicht so ganz entspannend).


Achtel, viertel, ganze Noten, c d e f g a h c , Oktaven, Vorzeichen, Notenschlüssel und andere Begriffe aus dem Fach Instrumenten- und Musikkunde erscheinen mir heute alle etwas kurios. Diese Geheimschrift habe ich damals kapiert? Anscheinend war doch etwas vom Gymnasial-Musikunterricht hängen geblieben. Damals schrieb ich übrigens noch "Rhytmus" ohne zweites H! Mein Gottchen, welch Schande! Aber eh nur einmal. Vermutlich handelte es sich aber nur um einen Flüchtigkeitsfehler, die rote Tinte des Herrn Musik-Professors im Test harmonierte so gar nicht mit meinem tadellosen Deutsch... jaja)


Auch lernte ich nie, nach Noten zu singen, oder möglicherweise habe ich es sofort wieder vergessen, und meine Tante, eine ehemalige Klavierlehrerin (Gott hab sie selig), rotiert schon lange im Grab. Sie fand es damals auch als Einzige sehr schade (neben meinen Eltern, anderen ging mein Musizieren vermutlich auf die Nerven), dass ich der Gitarre die Freundschaft kündigte, eine Freundschaft, die im Laufe der wenigen Jahre, die ich für sie mehr oder weniger hegte, an Intensität verloren hatte, und so verendete das geplagte Instrument mit gerissenen Saiten im Keller. Damit entfiel auch das nervige "Hast du heute schon geübt?" meiner Mutter, die meine schwindende Begeisterung mit etwas Argwohn verfolgte. Irgendwann trennte ich mich von dem dahinvegetierenden Stück, wie damals von meinen Skiern. (und ab auf den Sperrmüll)

Mein musisch äußerst begabtes Tantchen verfolgte einst auf meinen Wunsch am PC Christopher Walkens Tanz auf dem Küchentisch (vom Film "Puss in Boots"; denn auf meine Fanpage war ich mächtig stolz), aber alles, was sie dazu bemerkte, war, warum ich keinem deutschsprachigen Schauspieler oder noch lieber Musiker huldigte. Und vom Walken bekam sie nicht viel mit, weil ihr das Meissner Porzellan im Film-Hintergrund mehr ins Auge stach.


Auf einen Gitarren-Flamenco Akkord war ich auch recht stolz, aber das war auch das einzige, was einigermaßen vom Unterricht hängen geblieben war. Das klang so ähnlich wie "Doug & Carry, Doug & Carry, Arthur, Arthur, Arthur" aus der Sitcom King of Queens, ein Songfragment, das Doug nach kurzer Zeit Unterricht selbst "komponiert" hat. (siehe video)




Leider und zu meiner Schande hab ich damals auch ein bisschen an meinen Fingernägeln herumgezupft und schämte mich dafür, wenn ich vor der Musikpädagogin das Instrument aus seiner pelzigen Tasche hervorkramte und zu musizieren begann. Dieses Problem hatte sich mit der Entsorgung desselben somit gelöst.

Anm: Und diese Unsitte, das Nagelbeißen, ist zum Glück auch mit den Jahren verschwunden!



"Ob 4er, 6er oder Stubaier – als Kind waren sie alle ein Erlebnis. Ob Winter oder Sommer, ich war immer auf den Sitzen im Freien zu finden, Das Gerattere und Quietschen waren Abenteuer pur! Das finden die Kids heute in ihren online-videogame-Welten nicht mehr. Dazu die Erzählungen meiner Mutter, die in den Kriegsjahren nach Hall in die Schule musste: bei Fliegeralarm blieb die Haller auf offener Strecke stehen, und alle suchten Schutz unter den Waggons. Selbst diese Geschichte beinhaltet mehr Nähe und Wärme als wir heute (Corona-verschärft) erleben.

Passt als Schlusswort: Heute hat alles einen Preis – aber keinen Wert". (von S. Ritzenfeld, 2021)


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