Fit wie ein Turnschuh
- Lady Aislinn

- 21. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Nov.

Im schönen Land Tirol herrschen Sportlerregeln: Kleide dich möglichst in Steppjacke und Turnschuhe, denn Tirol ist ein Sportlerland, insbesondere Innsbruck als Olympiastadt (1976) ist dafür berühmt-berüchtigt.
Wanderer, Jogger, Mountain-Biker, "Radlfahrer" etc. gehören zum Stadt- und Land-Bild. Im Winter Langläufer, Skifahrer, Rodler, und alles, was so dazu gehört im Bergland und der Landeshauptstadt. Kaum schnaufe ich bergwärts, überholt mich frohen Mutes ein Mensch mit Turnschuhen, möglicherweise noch in sportlicher Steppjacke und drahtig wie ein echter Tiroler. Selbst im flachen Gelände, was meistens nicht so verbreitet ist im Land der Gebirge, wird man (also ich) überholt von fitten Hundebesitzern oder Familien mit Kinderwagen.
Dazu gibt es bei der Jugend die allseits beliebte Skinny-Jeans, ein Handy, und fertig ist der Einheitslook. Man will ja schließlich dazugehören. Denn: Mantelträger mit Hut werden argwöhnisch oder mit einem nahezu verwunderten Blick gestreift, als kämen sie direkt vom Mond. "Gehen wir doch ein Stück", meint die freundliche Mittsechzigerin aus der Nachbarschaft, das wäre gut fürs Kreuz und das Gemüt. Gehen? Eilen wäre eher angebracht. Nach ca. 10 Minuten bin ich schweißgebadet und versuche, mit der fitten Tirolerin Schritt zu halten. Natürlich friert mich dann aufgrund des inneren Dampfbades an Rücken und Po, und bis ich daheim aufgewärmt bin, dauert die Tortur beinahe zwei Stunden. Womöglich bin ich nicht in die vorgeschriebenen fünf Schichten atmungsaktiver Sportbekleidung gehüllt.
Ich habe die zugegebenermaßen etwas lächerliche Untersuchung gestartet, sommers wie winters TirolerInnen in Nicht-Turnschuhen oder Sneaker zu zählen und bin zu der für mich ernüchternden Erkenntnis gelangt, dass neun von zehn Begutachteten in Turnschuhen und Bommelmütze durch die Gegend jagen. Davon besitzen 100 Prozent ein Smartphone. Ich gebe zu, ich bin schon als Kind nicht gern gewandert, das war langweilig und anstrengend. Ich habe auch kein Smartphone mit diversen Trainings-und Fitness Apps, und schon gar keine Uhr, die jede halbe Stunde meine Herzfrequenz misst, denn das macht mich sicher nervlich fertig.
Eine Bitte hätte ich noch an Petrus: Ich möchte im November bitteschön mehr romantischen Nebel haben und mich ohne schlechtes Gewissen auf der Couch breit machen, nicht spazieren gehen oder wandern müssen , sondern unter einer Kuscheldecke mit einer Tasse Tee gemütlich fernsehen . Denn was Tirol an Turnschuhen zu viel hat, hat es an Nebeltagen viel zu wenig.....


