Excursus Nr. 1: Turnen und Schwimmen
- Lady Aislinn
- 9. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März

"Leibeserziehung und Schwimmunterricht" ich möchte zu Beginn gerne auf ein Buch hinweisen, das mein mich immer fördernder und aufmunternder Professor für Bildnerische Erziehung schon vor einiger (langer) Zeit herausgegeben hat: Sanfter Schrecken. Blätter aus dem pädagogischen Alltag, ich denke, mit seinen spitzfedrigen Zeichnungen spricht er Schüler wie Lehrer gleichermaßen an.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir sein Abschnitt “Leibeserziehung” (siehe Bilder).
“Schule ereignet sich hier im schmalen Grenzbereich zwischen Tragödie und Posse. Schüler demaskieren sich in ihren negativen Eigenschaften als bereits Erwachsene. Lehrer verlieren ihr Erwachsensein durch die skurrile Überzeichnung erworbener Eigenschaften.
Gewidmet ist dieses Buch allen, die wie der Zeichner das Gefühl nie loswerden können, von der Schule für immer gezeichnet zu sein.” (vom hinteren Klappentext.. nicht “rückwärtigen”, wie man meinen könnte:) naja, wir waren ja alle “vom bösen Affen gebissen”, wie Prof. Hickel so schön zu sagen pflegte.
Unsere Turnlehrerin in allen Ehren, aber allein das Betreten der Räumlichkeiten zum Zwecke der körperlichen Ertüchtigung verursachte mir leichten Brechreiz. Es ist mir nicht mehr erinnerlich, ob die Mädchen nun im oberen Stockwerk geplagt wurden oder im unteren (ja, so war es wohl..) , jedenfalls wurden weibliche und männliche Schüler strikte getrennt.
Dann das Manöver im Umkleideraum. Ein Alptraum für jede empfindliche Nase. Uniformiert in schwarzer Turnbekleidung, schwarzen Schläpfchen, einige barfuß (ich bin heute noch entsetzt), manche, die Neureichen und Angeber, im Trainingsanzug. Dann hieß es Aufstellung nehmen, ich an vorderster Front (Hopfenstange, die ich war), und zum Aufwärmen ein paar Runden im Laufschritt, was noch das Erträglichste war. Hieß es jedoch: Abmarsch in den Geräteraum, schwante mir Übles. Denn mir wurde grundsätzlich schwindlig am Schwebebalken, ich konnte mich kaum hinaufhieven auf den Barren und war auch sonst im Zwist mit Seilen, Ringen, Stangen

oder ähnlichem.
War dies erst überstanden, stand zum Abschluss gemeinsames Teamwork am Programm mit dem harmlos klingenden Namen Völkerball, wobei es lediglich ums Abschießen des Gegners ging, also recht brachial und schmerzhaft, konnte man nicht rechtzeitig die Flucht in den Geräteraum antreten. Die ganz Schlauen ließen sich gleich dezimieren und standen dann hinten und schauten den Übriggebliebenen beim Überlebenskampf zu.
Volleyball war auch so eine Sache, weil das Spiel nie so recht in Gang kam: nach zweimaligem Hin-und Her war stets Schluss, es folgte ein gestrenger Pfiff, und los ging es, unermüdlich, aber nie besser als vorher. Und nach einem Basketballmatch hatte ich grundsätzlich eine rote Birne, weil ich immer als Erste gewählt wurde und die Verantwortung für meine Mannschaft trug. Ent-setzlich….
Aber noch schlimmer erging es den Nichtschwimmern beim Schwimmunterricht. Wer behände mit dem Kopf voran ins Wasser tauchte bzw. sprang, kam gut weg, aber ich tauchte nicht hinein, sondern hinunter, vollführte eine Rolle unter dem Wasser, bekam dieses in Nase und Ohren und tauchte nach einer Weile demotiviert und panisch wieder auf, derweil die anderen sich amüsierten.
Das mit dem Kraulen oder Rückenschwimmen bekam ich sowieso nie zustande, ich ruderte wie eine Kaulquappe mit hochgerecktem Kopf, auf dass mir das Chlorwasser nicht in die Augen schwappte. Nun ja, für den Rest des Unterrichts und des Lehrjahres wurde ich in das Nichtschwimmerbecken beordert, zusammen mit einer Leidensgenossin, und da paddelten wir umher im kalten Wasser, bis ich eine Blasenentzündung und schließlich Schwimm-Unterricht-Befreiung vom Schularzt bekam.
Diese Erfahrungen sind einige meiner übelsten. Ich bin vorher kaum zum Schwimmen gegangen, und nachher nie wieder. Ich kann nasses und kaltes Zeug am Leib nicht ausstehen und habe Angst vor tiefem Gewässer. Weniger vor dem, was sich unten tummelt, sondern aus Bedenken, ich könnte aufgrund eines schlimmen gesundheitlichen Zwischenfalls lautlos untergehen und niemand fände mich mehr.
Es wäre doch ein bisschen schade um mich.. ein bisschen….