Nicht zum Friseur! Oder doch?

Die Jahre kommen und gehen, die ersten grauen Haare kommen, gehen aber leider nicht mehr. Wer so langes Haar hat wie Dr. Quinn darf jetzt hier aufhören, zu lesen, es sei denn, er/sie erwägt einen lausigen Verschnitt.

Haarkünstler sind selten, Haar-werker umso häufiger. Meine Mutter hatte eine Lieblingsfriseurin, und als diese in die wohlverdiente Rente ging, verweigerte sie jeden weiteren Kontakt zu Frisierstuben. Damals hießen sie noch Salon Helga oder Haarstudio X. Heute glänzen sie mit weit originelleren Namen wie Haarlekin oder Wellkamm .))

Ich durfte ran! Inzwischen habe ich einige Jahre “Berufserfahrung” und wage mich selbst an mein Haupt.

Allerdings kann es schon mal vorkommen, dass mein ursprünglich geplanter Haarschnitt nicht so ganz ausfällt wie auf dem Magazin-Foto. Einmal rechts zu kurz, dann links ein Eck, oben relativ konfuse Stufen, also am besten gar nichts mehr machen. Oder doch zur angestammten Friseurin und einen Rüffel kassieren?

Das Säbeln am eigenen Haar gleicht meist einem masochistischen Selbstverstümmelungstrip, bis man aussieht wie Tim Burton in seinen besten Jahren.

Noch bemitleidenswerter sind diejenigen aus der Damenriege, denen mit 30 das ehrwürdige Grau sprießt, aber dafür gibt es schließlich Heimwerker-Bastler-Farben. Doch Achtung: zu dunkel gleicht einem Topfhelm, bleichen ist nicht unbedingt zu empfehlen, will man nicht gelbstichig krank aussehen. Also doch…. ab zum nächsten Frisiersalon.

Passt es so? fragt die nette Friseurin, die unbedingt ein Pläuschchen halten will, warum man heute frei und ob man abends was vorhat, hält den Spiegel gekonnt an den Hinterkopf und lächelt siegesgewiss. Kann man da nein sagen? Man kann, aber es nützt nichts mehr, der Schnitt ist drinnen, ebenso die Farbe mit einem leichten Rotstich.

Ach, das ist nur das Licht, lächelt die Friseuse, und die anfängliche Hoffnung auf ein akzeptables Ergebnis schwindet. Man will ja nicht unhöflich sein, nickt krampfhaft, zahlt beklommen (was: so viel?), beseitigt zu Hause sofort das auftoupierte Gebilde, hofft auf rasches Wachstum und schwört: nie wieder zum Friseur.

Selig die, die sich nicht Haarfetischisten nennen und denen es ziemlich egal ist, was da oben sprießt, (oder auch nicht.)