Mikkelsen vs. Depp: »Grindelwald«
- Lady Aislinn

- 17. Aug. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juni
Mads Mikkelsen ersetzte Johnny Depp als Gellert Grindelwald in „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“, und „Phantastische Tierwesen 3“ beweist, dass Mads Mikkelsen eine noch bessere Version der Figur ist. Johnny Depps Interpretation der Figur war in der Welt der Harry Potter-Prequels einfach zu fehl am Platz, aber Mads Mikkelsen macht den Bösewicht komplexer und glaubwürdiger. Dies ist eine Chance für die Serie, Grindelwald neu einzuführen und neu zu erfinden.
Die Frage „Warum haben sie Grindelwald neu besetzt?“ beschäftigte alle, seit Johnny Depp die Reihe "Phantastische Tierwesen“ verlassen hat, nachdem er in den ersten beiden Filmen als titelgebender Bösewicht aufgetreten war. Es stimmt, dass zwischen Grindelwalds Verbrechen und Dumbledores Geheimnissen ein Zeitraum von zehn Jahren liegt, aber das hat nichts damit zu tun, warum Depp mit Mads Mikkelson neu besetzt wurde. Der „Hannibal“-Schauspieler macht seine Sache schon jetzt besser als Johnny Depp. Mads spielt Grindelwald mit subtiler Intensität und beweist damit, dass unter der Oberfläche ein gefährlicher Bösewicht brodelt. Hinter jeder Handlung steckt eine Absicht und Mikkelsens Version des redegewandten Manipulators strahlt bereits jetzt einen tödlichen Ernst aus.
Der Hauptgrund für die Neubesetzung von Mads Mikkelsens Grindelwald hat mit Depps Privatleben zu tun. Während JK Rowling und Co. zunächst hinter Depp standen, als Kritik an seinem Privatleben ans Licht kam, zwang der öffentliche Aufschrei Warner Bros. zum Handeln. Die Kontroverse um die Beziehung von Johnny Depp und Amber Heard hatte einen Siedepunkt erreicht, und ihr Gerichtsprozess wurde extrem chaotisch und giftig. Während viele Depps Entlassung forderten, unterstützten andere Depp und richteten ihre Wut stattdessen auf Heard. Aufgrund dieser Turbulenzen bat Warner Bros. Depp, von der Rolle zurückzutreten, und besetzte ihn durch Mads Mikkelsen.
In „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ spielte Johnny Depp mit großem Erfolg den gesuchten Zauberer Grindelwald. Welche Mängel die Zuschauer auch immer im Film gefunden haben mögen, Depps Leistung wurde als der klassischen Figur würdig erachtet, die das Publikum noch nicht in voller Länge auf der Leinwand gesehen hatte. In „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ war Depp ebenfalls in der Rolle zu sehen, allerdings erst ganz am Ende, nachdem Colin Farrell Grindelwald in der Gestalt von Lord Percival Graves die meiste Zeit des Films gespielt hatte. Depp wurde jedoch nach dem zweiten Film aus dem Franchise entlassen, was Warner Bros. dazu zwang, nach einem geeigneten Ersatz für eine der zentralsten Figuren des Franchise zu suchen.

Mads Mikkelsens Grindelwald ähnelt eher dem Grindelwald aus den Büchern
Als bekannt gegeben wurde, dass Mads Mikkelsen Grindelwald in „Phantastische Tierwesen – Dumbledores Geheimnisse“ spielen würde, waren die Reaktionen gemischt. Einige hielten Mikkelsen für einen akzeptablen Ersatz, viele bestanden jedoch darauf, dass Jonny Depp in der Rolle hätte bleiben sollen. Abgesehen von der öffentlichen Reaktion hat das Studio die Franchise mit seinem neuen Grindelwald vorangebracht. Als die ersten Trailer veröffentlicht wurden, sahen einige Mikkelsen in der Rolle etwas positiver, aber die Kritiker waren immer noch prominent und lautstark. Viele fanden es abstoßend, dass Mikkelsens Aussehen und Verhalten als Grindelwald überhaupt nicht denen von Depp aus den vorherigen Teilen ähnelten. Erst als der Film in die Kinos kam, konnte man Mikkelsens Leistung vollständig einschätzen, und es sieht tatsächlich so aus, als wären die Reaktionen überwältigend positiv gewesen. Ironischerweise sind es die Unterschiede zwischen Mikkelsens und Depps Grindelwald, die am meisten gelobt wurden. Trotz anfänglicher Skepsis ist heute klar, dass Mads Mikkelsens Grindelwald die Figur besser verkörpert als Depps Originalversion.
Es ist klar, dass kein Schauspieler in der Lage ist, die Darstellung eines anderen Schauspielers eins zu eins zu kopieren, selbst wenn er denselben Charakter darstellen soll. Im Fall von „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“ scheint Mads Mikkelsen wenig Absichten gehabt zu haben, die Eigenschaften von Johnny Depp zu kopieren. Statt wie Depp einen stilistischen Ansatz für die Rolle zu wählen, ist Mikkelsen ein geerdeterer Grindelwald. Während Depp jedes Mal, wenn er auf der Leinwand zu sehen war, etwas überzogen wirkte, schafft es Mikkelsen, den schurkischen Zauberer subtiler zu spielen. Er ist weniger cartoonhaft und als Mensch identifizierbarer. Depps Grindelwald ist zwar einprägsam und fesselnd, kann aber als seinen anderen ausgefallenen Filmrollen etwas zu ähnlich angesehen werden.
Der vielleicht wichtigste Unterschied zwischen den Leistungen der beiden Schauspieler besteht darin, dass Mads Mikkelsen schlicht der bessere Schauspieler ist, zumindest was ihre gemeinsame Rolle betrifft. Johnny Depp ist ein großartiger Schauspieler, und sein Talent sollte nicht unterschätzt werden. Aber in Mikkelsens Darstellung von Grindelwald stellen seine Feinheiten, Ausdrücke und Textzeilen die Leistung seines Vorgängers wohl in den Schatten. Bei der Darstellung vieler seiner früheren Rollen passte Depps Schauspiel perfekt zur übertriebenen Natur der Charaktere. Aber Gellert Grindelwald ist zwar magnetisch und zielstrebig, aber keine übertriebene Figur. Mikkelsen sagte mit einem Blick und einem Gesichtsausdruck mehr als Depp in einem ganzen Monolog.
Auch Mikkelsens Aussehen ist ganz anders. Depp hatte eine fast unwirklich blasse Haut und meist blond gefärbtes Haar, und seine Heterochromie war so ausgeprägt, dass sie manchmal fast ablenkte. Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse mildern Grindelwalds Aussehen, indem sein Haar wie bei einem Mann mittleren Alters grau zu werden scheint. Der blond gefärbte Schnurrbart, den Depp in seinen beiden Filmen trug, wurde für Mikkelsens Darstellung ebenfalls abrasiert. Außerdem wurde das farblose rechte Auge Grindelwalds auf eine leichte, fast unmerkliche Reptilienform zurückgeschraubt.
Mikkelsens zurückhaltender Ton und seine leicht liebevollen Gesten harmonieren perfekt mit Laws kultivierter und doch liebenswerter Natur. Dies verleiht ihren gemeinsamen Szenen den richtigen Ton, um die Liebe zwischen Grindelwald und Dumbledore wirkungsvoll darzustellen, selbst wenn dies inmitten ihrer tiefen Rivalität geschieht.
Ein wichtiger Unterschied zwischen Mikkelsens und Depps Darstellung von Grindelwald besteht darin, dass Mikkelsen eine viel glaubwürdigere Erweiterung des Zauberers ist, den die Leser der Harry-Potter-Bücher kennengelernt haben.

"Mads Mikkelsen kam als genialer Hannibal Lecter in der gleichnamigen Serie und "Michael Kohlhaas" in dem Film schon mit einer gruselig-einnehmenden Präsenz um die Ecke, die in Hollywood ihresgleichen sucht. Er spielt Grindelwald mit der perfekten Mischung aus Kälte und Charisma. In seinen eisblauen Augen und dem zerfurchten Gesicht spiegeln sich die Machtambitionen und Grausamkeit, die dem Magier nachgesagt werden, unnachahmlich wider. Unbedingter Wille zur Macht ist, was Grindelwald antreibt, und nicht einmal vor seinen Verbündeten macht er Halt. Johnny Depp ist zwar wandelbar und in der Lage, düstere Rollen zu spielen und ein Star sondergleichen. Seine Rollen haben aber keine Abgründe, in die man nicht reinschauen möchte. Mikkelsens Grindelwald lebt von seiner Bösartigkeit, und man nimmt ihm zu jedem Zeitpunkt ab, dass er alle Zauberer in seinem Weg sofort töten würde. Depp ist ein charismatischer Grindelwald gewesen, dem alle folgen wollten. Mikkelsen ist angsteinflößend: Man will ihm nicht folgen, aber es beschleicht einen schnell das Gefühl, dass der Tod auf diejenigen wartet, die es nicht tun. Das macht Mikkelsen zu einem besseren Grindelwald und es fällt leicht, zu verkraften, dass diese Rolle neu besetzt wurde."
Da der Film unter anderem im Berlin der 30er-Jahre spielt, lassen sich starke Parallelen zur damaligen Situation in Deutschland nicht ausblenden. Anton Vogel (Oliver Masucci) lässt Grindelwald zur Wahl zu, da er die Gefahr einer gewalttätigen Rebellion durch Grindelwald-Anhänger auf den Straßen befürchtet. Die Ähnlichkeiten zum Nationalsozialismus und Adolf Hitler drängen sich nahezu auf: der Hass gegen andere, Vorstellungen von „minderwertigen“ Menschen und der Terror durch Anhänger eines faschistoiden Mannes, der unbedingt herrschen möchte und das alles im Deutschland der 30er-Jahre. Passend dazu bietet die dortige Kulisse gigantische Bauten mit riesigen Transparenten von Grindelwald und seinen liberalen Konkurrenten. Die Parallelen zu Hitler und dem Nationalsozialismus verleihen der Geschichte eine starke Dramaturgie und richtig Fallhöhe.
„Mads hat eine außergewöhnliche Bandbreite, er kann sowohl furchteinflößend als auch verletzlich sein, und er ist sexy“, sagt Secrets- Regisseur David Yates, der die letzten sieben Filme im Harry Potter-Universum inszeniert hat.
„Ich wollte, dass Mads eine Version von Grindelwald erschafft, die seinen Stärken als Schauspieler entspricht – und das bedeutete zwangsläufig eine Abkehr von dem, was Johnny in die Rolle einbrachte.“
In vielerlei Hinsicht hat Mads Mikkelsen hier seine ikonische Serien-Paraderolle des Hannibal Lecter konsequent weitergedacht. Dessen Charakterzüge (jenseits des Hungers auf Menschenfleisch) und begehrenswerte Ausstrahlung übertrug er auf Gellert Grindelwald. Er gibt sich als charmanter Verführer, der die Menschen um den Finger wickeln kann, ohne dass sie die Manipulation bemerkten – der perfekte Narzisst eben. Wenn sich seine wahre Natur in explosionsartigen Gewaltmomenten Bahn bricht, ist der Schock umso größer. So hält er zum Beispiel in einem Moment das zarte magische Geschöpf namens Qilin fürsorglich im Arm – und plötzlich schlitzt er ihm eiskalt die Kehle auf.
Quellen:
https://screenrant.com/fantastic-beasts-3-grindelwald-mikkelsen-depp-replace-good/ https://www.tvspielfilm.de/news/filme/phantastische-tierwesen-3-warum-mads-mikkelsen-johnny-depp-alt-aussehen-laesst,10647038,ApplicationArticle.html
https://www.moviepilot.de/news/phantastische-tierwesen-3-beweist-johnny-depp-war-nie-die-richtige-wahl-fuer-grindelwald-1135853 https://www.hollywoodreporter.com/movies/movie-features/mads-mikkelsen-interview-fantastic-beasts-johnny-depp-jk-rowling-1235129001/


