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Was Raben über andere wissen

Aktualisiert: 24. März


Verhaltensforschung. Unser Bild von Raben und Krähen ist oft von Vorurteilen und Aberglauben geprägt - von »Todesboten« und »Unglücksbringern« über den »rabenschwarzen Tag« bis hin zu »Rabeneltern«. Dabei sind Rabenvögel sehr sozial, fürsorgliche Eltern und sich ein Leben lang treu. Sie sind wichtige Schädlingsbekämpfer und Gesundheitspolizisten und sie zählen zu den intelligentesten Tieren überhaupt. Raben und Krähen benutzen zielgerichtet Werkzeuge, sie können abstrakt denken, nach Plan handeln und erreichen in vielen Bereichen ein Niveau, das mit Primaten (Affen und Menschenaffen) und ihren leistungsstarken Gehirnen vergleichbar ist.



Raben: Hochsoziale Superhirne

Vögel galten lange als rein instinktgesteuerte Tiere. In den letzten Jahren überraschen Forscherinnen und Forscher mit immer neuen Belegen über die erstaunliche Intelligenz von Vögeln und ganz besonders der von Raben, Krähen und Elstern.


Rabenvögel leben in einer sehr komplexen Sozialstruktur. Junge Raben wachsen im Familienverbund auf. Wenn junge Raben ihre Eltern verlassen, tun sie sich in Gruppen mit anderen jungen Raben zusammen, schließen Freundschaften und kämpfen mit rivalisierenden Gruppen: Dabei zeigen Raben-Junggesellen eine erstaunlich menschenähnliche Gruppen­dynamik. Schließlich wählen sie einen Partner, mit dem sie ihr Leben lang zusammen sein werden, suchen sich ein Territorium und brüten regelmäßig.


Theory of Mind

Über die Gedanken anderer nachdenken

Der österreichische Verhaltensbiologe Prof. Thomas Bugnyar forscht seit vielen Jahren zur sozialen Intelligenz von Raben und hat in den vergangenen Jahren viel über ihre komplexen Fähigkeiten herausgefunden. Sein Buch »Raben - Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten« wurde in Österreich als »Wissenschaftsbuch des Jahres« 2023 ausgezeichnet.


Rabenvögel können Handlungen im Voraus planen und sich in andere hineinversetzen. Sie merken genau, wenn sie beobachtet werden, und können einschätzen, was ein andere Rabe mitbekommen hat und was nicht. Und: Sie tricksen einander gezielt aus - das ist eine hohe kognitive Leistung. Wenn Rabenvögel Futtervorräte, zum Beispiel eine Nuss, verstecken, passen sie genau auf, ob ein anderer Rabe gerade zuschaut - und dann wird er ausgetrickst: entweder wird die Nuss anschließend wieder ausgegraben, oder es werden leere Scheinverstecke angelegt. Erst wenn der andere Rabe diese neugierig untersucht, wird der unbeobachtete Moment genutzt, um das richtige Versteck anzulegen. Und auch die spionierenden Raben tricksen und täuschen: Statt gebannt auf den Versteck-Vorgang zu starren, tun sie unbeteiligt und stelzen »uninteressiert« auf und ab - um im passenden Moment die Nuss zu stibitzen. »Zu verstehen, was andere wissen oder nicht wissen können, ist nicht trivial, das geht in Richtung Theory of Mind«, sagt Thomas Bugnyar, Professor für Kognitive Ethologie an der Universität Wien.


Theory of Mind ist die Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer - ihre Absichten, Erwartungen, Überzeugungen - hineinzuversetzen und über diese nachzudenken. Kinder lernen im Alter zwischen drei und fünf Jahren, die Gedanken und Überzeugungen anderer Personen in ihr Verhalten einzubeziehen. Auch bei Primaten wurden Aspekte der Theory of Mind nachgewiesen. Bei Vögeln galt eine so komplexe Intelligenzleistung lange als nicht vorstellbar.


Rabenvögel scheinen sich ihrer kognitiven Überlegenheit bewusst zu sein: Wenn nicht ein anderer Rabe, sondern ein Wolf seine Beute vergräbt, bemühen sie sich nicht mal, ihr Interesse zu verbergen. Sie schauen ganz offen zu - und sobald der Wolf fort ist, graben sie seine Beute aus.


Thomas Bugnyar mit seiner tierischen Forschungspartner. Bugnyars Buch "Raben" (Brandstätter Verlag) wurde 2023 zum österreichischen Wissenschaftsbuch des Jahres in der Kategorie Naturwissenschaft gekürt.
Thomas Bugnyar mit seiner tierischen Forschungspartner. Bugnyars Buch "Raben" (Brandstätter Verlag) wurde 2023 zum österreichischen Wissenschaftsbuch des Jahres in der Kategorie Naturwissenschaft gekürt.

Raben mit Elefantengedächtnis

Rabenvögel haben ein sprichwörtliches Elefantengedächtnis: Sie erkennen andere Raben, denen sie viele Jahre nicht mehr begegnet sind, wieder. Und: Sie erkennen auch Menschen noch Jahre später: Forschende wiesen nach, dass sich Raben die Gesichter von Menschen einprägen, die sich ihnen gegenüber aggressiv verhalten, und noch Jahre später angstvoll reagieren, wenn sie diese Menschen wieder sehen. Sie warnen sogar befreundete Raben.



»Raben sind auch nichts anderes als fliegende Affen«

Bei uns Menschen finden - wie bei allen Säugetieren - höhere kognitive Leistungen wie die Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen, Sprache, Planung, Bewusstsein und komplexes Denken in der Großhirnrinde statt. Vögel haben keine Großhirnrinde. Doch auch in den kleinen Vogelgehirnen gibt es ähnlich leistungsstarke Bereiche wie bei Säugetieren. »Untersuchungen haben gezeigt, dass die großen Rabenvögel und Papageien eine Anzahl von Zellen im Gehirn haben, die jener bei Primaten entspricht«, erklärt Prof. Thomas Bugnyar. »Raben sind auch nichts anderes als fliegende Affen«.


Die Forschungsergebnisse über die Intelligenz von Tieren sollte unseren Umgang mit ihnen verändern: »Wir Menschen sind sehr selektiv, wenn es darum geht, unsere ethischen Grundsätze anzuwenden«, so der Verhaltensforscher. »Je mehr wir verstehen, wie andere Tiere denken und wie es ihnen geht, desto offensichtlicher wird das.«


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Kontakt: Lady Aislinn

email: LadyAislinn@women-at-work.org

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