Meine schönsten Kinderjahre, T 2,3
- Lady Aislinn
- 11. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Apr.
Ich muss es leider gestehen, sie sind vorüber. Ich meine die Jahre der Unbekümmertheit einer unverdorbenen Kind- und Jugendzeit in Deutschland und mit einem Schäferhund ....

Ich mochte die Sommer bei der Verwandtschaft mütterlicherseits im Frankenland (D). Die Felder waren unverbaut, die Wiesen bunt und duftend, die Sandgruben voller Abenteuer und die Kinder nicht überwacht. Es gab allerlei Getier, angefangen vom Haushund, einer Katze, Kaninchen und Enten bis zum Zwerg-Ziegenbock mit seiner Gefährtin.
Unsere Hosen waren verbeult, zerrissen und dreckig, man sah lächelnd darüber hinweg, schließlich gab es schon Waschmaschinen =)
Mit den Kaninchen, insbesondere, wenn sie Nachwuchs hatten, konnte ich mich stundenlang beschäftigen, ihnen Grünzeug beschaffen, beim Naschen zusehen, und ich lernte, wie man sie richtig aufhob und was ihnen nicht bekam. Im Nachhinein verwunderlich, dass mir keine Löffel gewachsen waren…
Niemand war steif oder furchtbar erwachsen, es wurde viel gelacht und gegessen, ich schlief aus Platzmangel auf einem Notbett, und das recht gut, weil ich mich immer auf den nächsten Morgen freute. Der Böckel war lustig, weil er mich andauernd mit jemanden seiner Spezies verwechselte, die Geiß hingegen fromm und keineswegs eifersüchtig.
Ich trug mein Haar lang, ich kümmerte mich nicht um Style-Frisuren, und abgeschnitten wurden Haare grundsätzlich von Mutters Cousine, denn alle ihre Kinder hatten den gleichen Topf-Schnitt. Im Garten gab es ein großes Planschbecken, in das die Großen mit Unterwäsche stiegen, ich nur mit großem Respekt, ich war damals schon wasserscheu, vor allem konnte ich kaltes Wasser nicht leiden.
Später sah ich all meine Cousins und Cousine zweiten Grades auf einem Foto wieder, sie waren groß geworden und trugen die Haare wie ein Christus-Modell. Mir wurde bewusst, wie kurz die Kinderzeit war. Als Kind wünscht man sich, so schnell wie möglich erwachsen zu werden, aber später erinnert man sich wehmütig an die schöne alte Zeit. Ja, sie war schön, sie war kurz und noch ziemlich sorglos.
Glücklich diejenigen, die sich davon ein Stück behalten haben.
Steife Erwachsene gibt es genug.

Als ich in die Volksschule ging, wohnten meine Eltern und ich bei einer Familie in einem schönen neuen Haus im ersten Stock mit einem großen Balkon und Garten
(als dieser angelegt wurde, kamen einige Nachbarskinder zum Stören und wurden von mir und meiner Freundin mit Schlamm beworfen, ich zielte recht gut und traf punktgenau die Stirn eines Eindringlings, der heulend abzog; als hätte mir der Teufel die Hand geführt..)
Also, eines Tages ging der Hausherr “Äpfel holen”, wie er sagte, und kam mit einem schwarzen Fellknäuel, aber ohne Äpfel wieder heim. Das Knäuel entpuppte sich als süßer kleiner Schäferhund, der aus mir unverständlichen Gründen den seltsamen Namen Balk erhielt oder bereits hatte. Wahrscheinlich ein von und zu. Er hatte einen schönen, geraden Rücken und eine tadellose Zeichnung und kam die Stiegen zu uns hoch, aber nicht mehr hinunter, sodass wir ihn regelmäßig zu seinen rechtmäßigen Besitzern schleppten. Vom ersten Tag an waren Balk und ich ein Herz und eine Seele. Er wusste, wann ich von der Schule kam und wartete stets jedes Mal an der Gartentür (woher wusste er das nur?), er verbellte wie es sein soll den Briefträger oder ihm unbekannte Besucher, einschließlich den von Freundinnen. Dann musste man nur mit einer zusammengefalteten Zeitung wachteln, und Balk verstummte, er wollte nicht einen Klaps auf die Schnauze kriegen. Im Garten gab es weiters eine Sandkiste und viel Platz zum Spielen, auch viel Platz für Hundehäufchen, die nach Schmelzen des Schnees, den es damals noch zuhauf gab, auf dem Rasen prangten, wie kleine Türmchen.
Weniger rühmlich, weil ich den Anweisungen des Herrchens nicht Folge leistete: ich schmuggelte dem Hund Hühnerknochen in den Napf, worauf ich ein bisschen getadelt wurde, aber ich nehme an, dem Herrl stand der Schweiß auf der Stirn. Manchmal tat ich eben Dinge, obwohl ich genau wusste, sie waren nicht erlaubt, und ich weiß nicht, warum. Als ob kleines Teufelchen mir diese Unvernunft leise und eindringlich einflüsterte. Am liebsten fraß Balk übrigens Kutteln mit Soße, da bekam ich beim Zusehen auch Appetit, so genüsslich schlabberte er....
Als wir später übersiedelten, konnte ich den schönen Schäferhund nicht mehr so oft besuchen, ich erfuhr, dass er eingeschläfert werden musste, und das tat mir unendlich leid. Ich hatte dann über viele Jahre auch Haustiere, und zwar Kaninchen, weiße und graue, gefleckte und schwarze. Kaninchen sind mir noch lieber als Hunde oder Katzen, sie sind bei guter Haltung liebevoll und ruhig, (aber absolut nichts für kleine Kinder!), zerbeißen zwar fast alles, was ihnen in die Quere kommt (einschließlich Kabel!) und schmusen auch mal gerne. Viele, viele Jahre besaß ich Kaninchen und begrub sie auch schon mal im Garten. Kaninchen und Pferde, das sind meine absoluten Favoriten, vor Hunden (und suspekten Besitzern am anderen Ende der Leine) habe ich mittlerweile etwas Respekt (außer es ist ein Fifi oder Dackel), und Katzen gehen auf Vogeljagd, was ich auch nicht so gerne sehe.
Aber eigentlich liebe ich alle Tiere. (außer Zecken, Motten und manch Gewürm).